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Paukenerguss & Paukenröhrchen

Interview mit Dr. med Pascal Werminghaus – Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und Allergologie

Das Gesunde Kind: Lieber Pascal, wir freuen uns sehr auf das heutige Interview zum Thema Paukenerguss und Paukenröhrchen. Was ist überhaupt ein Paukenerguss?

Dr. Pascal Werminghaus: Ein Paukenerguss ist eine Wasseransammlung im Mittelohr, also hinter dem Trommelfell. Ursache ist eine über längere Zeit gestörte Belüftung des Mittelohres über die Ohrtrompete oder kurz Tube genannt, ein kleiner Tunnel zwischen Mittelohr und Nasenrachen.

Das Gesunde Kind: Und was sind Paukenröhrchen?

Dr. Pascal Werminghaus: Paukenröhrchen sind Belüftungsröhrchen. Die gestörte Tubenfunktion wird so, ähnlich einem Kurzschluss, umgangen und das Paukenröhrchen, das ins Trommelfell gesetzt wird, ermöglicht eine Belüftung des Mittelohres nach außen.

Das Gesunde Kind: Wann brauchen Kinder denn Paukenröhrchen?

Dr. Pascal Werminghaus: Der Trommelfellschnitt, also die Parazentese, wird empfohlen, wenn Paukenergüsse über einen längeren Zeitraum persistieren und so das Hörvermögen längere Zeit gestört ist.

Das Gesunde Kind: Wann würdest du Paukenröhrchen empfehlen und wann kann man vielleicht noch
abwarten?

Dr. Pascal Werminghaus: Für mich ist der Zeitraum von drei Monaten nach der ersten Konsultation bei mir eine wichtige Größe. Bei der Mehrzahl der Kinder bildet sich der Paukenerguss innerhalb von drei
Monaten zurück, besteht der Erguss nach drei Monaten noch, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass
er sich im nächsten Jahr von alleine zurückbildet, auf etwa 20%. Ob es sich dann lohnt, darauf
zu hoffen, dass mein Kind zu diesen 20% gehört hängt von vielen Faktoren ab, zum Beispiel dem Leidensdruck, dem Stand der Sprachentwicklung, dem Alter des Kindes, eventuellen Begleiterkrankungen, psychosozialen Auffälligkeiten und auch der individuellen Anatomie und
Beschaffenheit des Trommelfells.


Das Gesunde Kind: Kann ich irgendwas machen oder meinem Kind geben, damit wir eine Operation vielleicht vermeiden können?

Dr. Pascal Werminghaus: Alles, was die Belüftungssituation im Nasenrachen verbessert kann hier ursächlich helfen. Infekte sollten frühzeitig mit Salzwasser- und abschwellenden Nasensprays behandelt werden, auch ohne vorherige ärztliche Konsultation. Über die Dauer der Behandlung muss dann der Kinder- oder HNO-Arzt entscheiden. Kortisonhaltige Nasensprays können gerade bei
vergrößerten Polypen oder Allergien helfen, die Belüftungssituation zu verbessern. Dennoch stehen wir auch als Behandler am Ende vor der Frage, ob wir weiterhin Abwarten können, oder die Operation sinnvoll ist.


Das Gesunde Kind: Worauf muss man beim Einsatz der Paukenröhrchen achten? Dürfen die Kinder dann noch schwimmen gehen?

Dr. Pascal Werminghaus: Eine spannende Frage, die auch in HNO-Kreisen immer wieder diskutiert wird. Durch
das kleine Loch im Paukenröhrchen kann Wasser erst ab einer Wassersäule von circa 80cm ausreichend Druck aufbauen, um durch das Lumen in das Mittelohr zu gelangen. Ich persönlich verbiete meinen Patienten das Schwimmen im sauberen Schwimmbadwasser also nicht, sondern
rate nur vom Tauchen ohne Gehörgangsschutz ab.
Vorsicht sollte eher im Alltag gelten, denn Seife im Wasser verändert die Oberflächenspannung, sodass hier schneller Wasser in das Mittelohr gelangen kann und die Schleimhaut reizen kann. Beim Haarewaschen sollte man also entsprechend vorsichtig sein.

Das Gesunde Kind: Paukenröhrchen vs. Parazentese?

Dr. Pascal Werminghaus: Ob nach dem Trommelfellschnitt und dem Absaugen der Flüssigkeit im Mittelohr zusätzlich ein Paukenröhrchen gelegt wird, hängt im Wesentlichen von der Konsistenz der
Flüssigkeit ab. Ist diese sehr wässrig, kann der Schnitt ausreichen, ist diese zäh wie Klebstoff, will man eine längere Belüftung nach außen ermöglichen und legt das Paukenröhrchen. Darüber
hinaus spielen Faktoren wie die individuelle Vorgeschichte des Patienten, die Beschaffenheit der
Mittelohrschleimhaut, des Trommelfells und die Größe der Polypen im Nasenrachen eine Rolle
bei der Entscheidung. In der Regel fällt der Operateur die Entscheidung daher auch erst im OP.

Ein Artikel von:

Dr. Pascal Werminghaus

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