Als Eltern möchten wir unseren Kindern einen sicheren Raum bieten, in dem sie sich frei bewegen, entdecken und spielen können. Doch gerade in den eigenen vier Wänden passieren überraschend viele Unfälle. Sobald Babys mobiler werden – rollen, krabbeln, sich hochziehen – entstehen im Haushalt neue Gefahren, die Erwachsene oft nicht sofort erkennen.
Unfallgefahren im Haushalt
Etwa 60 Prozent aller Unfälle von Kindern passieren in der eigenen Wohnung oder im häuslichen Umfeld.
Zu den häufigsten gehören:
- Stürze
- Ertrinken
- Ersticken / Verschlucken
- Verbrennungen und Verbrühungen
- Vergiftungen
Umso wichtiger ist es, die Wohnung frühzeitig auf mögliche Risiken zu prüfen und gezielt kindersicher zu machen. In diesem Leitfaden findest du die wichtigsten Maßnahmen, um dein Zuhause sicher für Babys und Kleinkinder zu gestalten.
1. Treppen und Durchgänge kindersicher machen
Treppen zählen zu den gefährlichsten Unfallquellen im Haushalt. Ein hochwertiges Treppenschutzgitter ist deshalb unverzichtbar – am besten bereits ab dem Krabbelalter.
Treppengitter richtig auswählen
- Oben an der Treppe: Am sichersten ist ein fest verschraubtes Gitter.
- Unten an der Treppe: Ein Klemmgitter kann ausreichen, muss aber regelmäßig auf Stabilität geprüft werden.
- Für Mietwohnungen: Modelle ohne Bohren wie zum Beispiel von Geuther lassen sich schnell montieren und rückstandslos entfernen.
Achte darauf, dass die Gitterverankerung so stabil ist, dass sie auch kräftigen Stößen standhält.
2. Möbel sichern: Kippgefahr, Schubladen, Ecken
Mit zunehmender Mobilität ziehen sich Babys gern an Möbeln hoch oder klettern daran.
Kippschutz ist Pflicht
Kommoden, Regale und Schränke sollten fest an der Wand verankert werden. Das verhindert, dass sie umstürzen, wenn sich ein Kind daran hochzieht.
Schubladen & Türen sichern
Schubladen- und Türsicherungen schützen vor:
- eingeklemmten Fingern
- dem Zugriff auf gefährliche Gegenstände (z. B. in Küche & Bad)
Ecken und Kanten abpolstern
Couchtische, niedrige Fensterbänke oder TV-Möbel liegen oft auf Kopfhöhe des Kindes. Weiche Kantenschützer aus Schaumstoff oder Kunststoff reduzieren das Verletzungsrisiko deutlich.
3. Steckdosen & Elektrik kindersicher gestalten
Steckdosen üben eine magische Anziehung auf Babys aus. Deshalb sollten alle erreichbaren Steckdosen gesichert werden.
Sicherheitsmaßnahmen für die Elektrik
- Kabel sollten so verlegt werden, dass Kinder sie nicht herausziehen oder daran ziehen können.
- Steckdosen mit integriertem erhöhtem Berührungsschutz nach VDE 0620-1 bieten den besten Schutz.
- Auch Mehrfachsteckdosen und Verlängerungen müssen gesichert oder außer Reichweite verstaut werden.
Wichtig zu wissen:
Was du im Notfall eines Stromunfalls tun musst, erklären wir ausführlich in unserem Kurs „Erste Hilfe bei Kindernotfällen“.
4. Schutz vor Vergiftung
Viele Stoffe im Haushalt können für Kinder gefährlich werden. Auch Dinge, die Eltern oft unterschätzen.
Diese Produkte müssen kindersicher verstaut werden
- Medikamente
- Reinigungsmittel
- Geschirrspültabs
- Alkohol
- Nikotinprodukte
- Kosmetika
- Knopfzellen-Batterien
- ätherische Öle
Am sichersten ist die Aufbewahrung:
- in abschließbaren Schränken und
- außer Reichweite (hoch oben).

Giftige Zimmerpflanzen erkennen
Einige beliebte Pflanzen sind giftig wie zum Beispiel:
- Dieffenbachia
- Efeutute
- Philodendron
- Monstera
- Oleander
- Weihnachtsstern
Diese Pflanzen entweder entfernen oder so platzieren, dass Kinder sie nicht erreichen können.
- Weitere Infos zum Thema Vergiftung findet ihr hier.
5. Schlafbereich
Stürze aus dem Bett sind eines der häufigsten Unfallereignisse im ersten Lebensjahr.
- Wenn das Baby im eigenen Bett schläft oder bei euch im Familienbett, sollte ein Rausfallschutz gewählt werden, damit es nicht aus dem Bett fallen kann.
- Alternativ: ein Bett auf Bodenhöhe. Das reduziert das Risiko von Stürzen und gibt euch Sicherheit, wenn das Baby sich selbst umdreht oder hochzieht.
6. Hochstühle sicher nutzen
Hochstühle sind praktisch, aber auch ein häufiger Unfallort.
- Der Kinderhochstuhl muss stabil und kippsicher sein
- Wichtig: Niemals unbeaufsichtigt im Hochstuhl lassen
7. Fenster & Balkon kindersicher machen
Fenster und Balkone gehören zu den gefährlichsten Bereichen einer Wohnung mit teils lebensbedrohlichen Risiken.
Sicherheitsmaßnahmen
- Abschließbare Fenstergriffe oder Fensterriegel anbringen
- Balkon stets nur unter Aufsicht betreten
- Beim Lüften niemals das Kind allein im Raum lassen
Allgemeine Tipps & regelmäßige Kontrolle
Eine kindersichere Wohnung entsteht nicht von heute auf morgen. Kinder werden schnell mobiler und entdecken ständig Neues – dadurch verändern sich auch die Gefahrenquellen.
Regelmäßig prüfen:
- Sitzen Gitter, Schlösser und Sicherungen noch fest?
- Sind neue Möbel, Kabel oder Gegenstände dazugekommen?
- Gibt es neue „Kletterhilfen“?
- Muss etwas angepasst werden, weil das Kind nun krabbelt, läuft oder klettert?
Ein Perspektivwechsel hilft: Einfach mal auf Kinderhöhe gehen. Dabei sieht man viele Risiken sofort.
Fazit
Eine kindersichere Wohnung schafft einen Raum, in dem Kinder Schritt für Schritt sich unbeschwert entwickeln können. Wenn wir Gefahren reduzieren, schenken wir ihnen Freiheit und uns selbst ein gutes Gefühl im Alltag. Sicherheit entsteht durch Aufmerksamkeit und kleine, kluge Maßnahmen, die den Familienalltag spürbar entspannen.
Quellen:
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung / kindersicherheit.de
